Üblicherweise sagt man Provinzlern eine „lange Leitung“ nach. Immerhin seien gerade in dörflichen Gegenden die technischen und digitalen Möglichkeiten noch lange nicht auf dem Stand, den Haupt- und Weltstädte vorweisen können. Wenn man an verfügbare Glasfaseranschlüsse oder Anbindung und Taktung der öffentlichen Verkehrsmittel denkt, könnte ich dem durchaus zustimmen. Um so mehr erstaunt es, dass Gesundheitsminister Karl Lauterbach nun mit einer Erkenntnis an die Öffentlichkeit tritt, die im ländlichen Raum seit Jahren thematisiert wird. Es geht um den (drohenden) Hausärztemangel.
Selbst bei oberflächlicher Recherche zeigt sich schnell, dass hier seit Jahren angemahnt wird, wie brisant die Lage ist. Als Beispiel darf die 2021 in Sachsen eingeführte Landarztquote benannt werden. Nach Bericht des MDR lag dieser der Gedanke zugrunde, einen Teil der „Medizinstudienplätze an Bewerber auch außerhalb des Numerus Clausus zu vergeben. (...)“. Die so geförderten Studenten verpflichten sich dafür „in einem hausärztlich unterversorgten oder von Unterversorgung bedrohten Gebiet in Sachsen zu praktizieren.“ Weiter hieß es in dem Bericht aus dem Jahr 2021 „In Sachsen sind 2.600 Hausärztinnen und -ärzte tätig. Mehr als ein Viertel von ihnen ist bereits über 60 Jahre alt und wird demnächst in den Ruhestand gehen. Fünf von 47 Planungsbereiche in Sachsen sind laut Landesausschuss der Ärzte und Krankenkassen bereits unterversorgt. In 26 weiteren Planungsbereichen besteht eine drohende Unterversorgung.“
Ich möchte dem Gesundheitsminister daher an dieser Stelle ausdrücklich widersprechen: wir werden nicht in „eine ganz schwierige Versorgungssituation kommen“, wir erleben diese bereits seit Jahren. Aber die Feststellung der tatsächlichen fehlenden Ärzte und auch der Rückblick auf die zu geringen Ausbildungsquoten in diesem Bereich geben Anlass zur Hoffnung, dass eine Lösungsfindung zumindest möglich ist. Allerdings: aufgrund der bereits erwähnten Leitungen könnte auch hier mit zeitlichem Verzug zu rechnen sein.